November 2005: Schneechaos in Teilen Nordrhein-Westfalens
Beschreibung der Wetterlage
Während zunächst eine kräftige Hochdruckzone und nasskalte Luft wetterbestimmend waren (24.11.), braute sich im Raum Island-Nordmeer ein kräftiges Tiefdruckgebiet zusammen. Es lenkte aus Nordwesten kalte und zugleich sehr feuchte Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland. Das Tief verstärkte sich am 25.11. zu einem Sturmtief. Die zugehörige Kaltfront sorgte neben Sturmböen für sehr ergiebigen Schneefall. Dieser Schneefall war teilweise sehr nass und somit auch schwer (hohes Wasseräquivalent), weil die Temperaturen nur um den Gefrierpunkt herum schwankten und so sorgte der Schnee zusammen mit den Sturmböen für umstürzende Bäume und umknickende Hochspannungsmasten.
Das Besondere an dieser Wetterlage war, dass sich das Tief auf Grund schwacher Strömungsverhältnisse in höheren Luftschichten der Atmosphäre nur sehr langsam verlagerte. Und so lenkte es immer wieder kalte Luft und kräftige Schneefallgebiete über das Münsterland und Teile Nordrhein-Westfalens (26.11.).
Warnmanagement auf Grund von Modellvorhersagen
Sie sehen hier die 6stündige Niederschlagsvorhersage des feinmaschigen britischen Vorhersagemodells UKMO NA von der Nacht zum 24.11.2005, welches die Meteorologen der Unwetterzentrale u.a. für ihre Schneevorhersage verwendeten. Bereits 36 Stunden vor Beginn der markanten Schneelage hat u.a. dieses Modell die Möglichkeit von Starkschneefall in Betracht gezogen (die weiße gestrichelte Linie gibt einen Schneeanteil von 60 Prozent am Gesamtniederschlag an, die weiße durchgezogene Linie einen Anteil von 90 Prozent). Außerdem ist die Niederschlagsvorhersage vom Mittag, des 24.11.2005 mit den 6stündigen Mengen bis zum Freitagmittag, des 25.11.2005 dargestellt, welche die markante Schneefallentwicklung fortwährend simuliert hat.
Auf Basis dieser Modellentwicklung wurde bereits am Donnerstagmittag, den 24.11.2005 eine Vorwarnung vor starkem Schneefall für das nördliche Nordrhein-Westfalen der Warnstufe ROT ausgegeben (sehen Sie im Verlauf der Seite). An Hand der synoptischen Ausgangslage (Temperaturen um den Gefrierpunkt) wurde zugleich vor nassem und schwerem Schnee vorgewarnt, der zu Schneebruch führen kann.
Auf Grund der aktuellen Luftdruckentwicklungen (starker Druckfall und Ausbildung eines starken Druckgradienten, der zu stürmischem Wind führt) wurde neben der Starkschneefallvorwarnung auch eine Sturmvorwarnung herausgegeben (vgl. Animationen und Luftdruckdiagramm weiter unten). Hier wurden schwere Sturmböen bis nahe 100 Kilometer pro Stunde in Betracht gezogen und in Folge deren ist auch auf mögliche markante Schneeverwehungen und auf Schneebruch hingewiesen worden.
Bereits am Dienstag, den 22.11.2005 wurde im Trend des Warnlageberichtes der Unwetterzentrale eine anstehende Frühwinterwetterlage angekündigt. Da auch die Folgemodelle die gleiche Entwicklung zeigten, konnte in den Folgetagen die Vorhersage im Lagebericht fortwährend konkretisiert werden und rechtzeitig in die Vor- und Akutwarnphase übergegangen werden.
Chronologie des Warnmanagements der Unwetterzentrale
Auszüge von herausgegebenen Warnlageberichten
Mittwoch, 23.11.2005 - 07:30 Uhr
- "Am Donnerstagabend erreicht eine Kaltfront mit Regen- und Schneefällen den Nordwesten des Landes. Im Emsland kommt es meist noch zu Regen, nach Osten und Süden zu schneit es teils stark. Dazu frischt der Wind im Nordwesten stürmisch auf."
Freitag, 25.11.2005 - 09:24 Uhr
- "Ein Sturmtief liegt mit seinem Zentrum über den Niederlanden und es verlagert sich nur noch wenig. In seinem Einzugsbereich kommt es im Nordwesten zu teils starkem Regen, teils aber auch zu starkem nassen Schneefall. Hier liegen die Gegensätze von Schnee und Regen dicht beieinander. Das Tief sorgt auch für Sturm im Westen Deutschlands sowie im Bergland. Ab den Abendstunden schwächt sich das Tief allmählich ab, sorgt aber weiterhin im Nordwesten für teils ergiebige Niederschläge und starken Wind."
Herausgegebene Warnungen der Unwetterzentrale
am Beispiel der Stadt Münster
1) Vorwarnung für Warnstufe ORANGE: Sturm (75 bis 100 km/h)
- ausgegeben: 24.11.2005, 05:34 Uhr
- gültig von 24.11.2005, 21:00 Uhr bis 26.11.2005, 15:30 Uhr
- "Am Donnerstagabend frischt der Südwestwind stark auf und vor allem in freien und exponierten Lagen sind vereinzelt erste Sturmböen bis nahe 80 km/h möglich. In der Nacht zum Freitag dreht der Wind auf West bis Nordwest und schwächt sich vorübergehend ab. Am Freitagmorgen frischt er erneut stürmisch auf und dreht dabei auf südwestliche Richtungen zurück. Vor allem in Schauernähe sind dann teils auch schwere Sturmböen um 90 km/h, vereinzelt auch nahe 100 km/h nicht auszuschließen. Erst am Samstag flaut der Wind allmählich wieder ab. - uwz/jv"
2) Vorwarnung für Warnstufe ROT: Starkschneefall (über 15 cm in 12 h)
- ausgegeben: 24.11.2005, 13:12 Uhr
- gültig von 25.11.2005, 04:00 Uhr bis 25.11.2005, 23:30 Uhr
- "Am Freitag ist starker Schneefall möglich. Im Bereich eines Sturmtiefs ist die genaue Entwicklung noch etwas unsicher, derzeit deutet sich jedoch eine markante Schneelage an. So kann es teils stundenlang heftig schneien und es sind Schneemengen von 10 bis 20 Zentimetern binnen sechs bis zwölf Stunden möglich. Durch stürmischen Wind kann es zu Behinderungen durch Schneeverwehungen und Schneebruch kommen. - uwz/aw"
3) Akutwarnung Warnstufe ORANGE: Sturm (75 bis 100 km/h)
- ausgegeben: 25.11.2005, 03:08 Uhr
- gültig von 25.11.2005, 07:00 Uhr bis 26.11.2005, 13:30 Uhr
- "Im Lauf des Freitag frischt der westliche bis südwestliche Wind erneut stark auf und in freien Lagen muss bis in den Samstag hinein mit einzelnen Sturmböen um 80 km/h, vor allem in Schauernähe teils auch mit schweren Sturmböen bis 90 km/h gerechnet werden. Hinzu kommen aufgrund starker Schneefälle vor allem in der kommenden Nacht örtlich erhebliche Schneeverwehungen. - uwz/jv"
4) Akutwarnung Warnstufe ROT: Starkschneefall (über 15 cm in 12 h)
- ausgegeben: 25.11.2005, 03:25 Uhr
- gültig von 25.11.2005 - 13:00 Uhr bis 26.11.2005 - 07:30 Uhr
- "Im Tagesverlauf setzt Regen oder Schneeregen ein, der bis zum Nachmittag in Schnee übergeht. Danach muss bis Samstagfrüh verbreitet mit teilweise heftigem Schneetreiben gerechnet werden. Es sind Neuschneemengen von 10 bis 15 cm zu erwarten, örtlich noch deutlich darüber. Außerdem ist wegen Sturmböen mit erheblichen Schneeverwehungen zu rechnen. - uwz/jv"
5) Akutwarnung Warnstufe ROT: Starkschneefall (über 15 cm in 12 h)
- ausgegeben: 25.11.2005, 06:13 Uhr
- gültig von 25.11.2005, 06:20 Uhr bis 25.11.2005, 12:30 Uhr
- "Die Wetterlage ändert sich kurzfristig. So ziehen aktuell weitere teils kräftige Schneefälle durch. Es ist mit Neuschneemengen um 10, örtlich bis 20 Zentimeter zu rechnen. Auch am Abend sind weitere ergiebige Schneefälle möglich! - uwz/aw"
6) Akutwarnung Warnstufe ROT: Starkschneefall (über 15 cm in 12 h)
- ausgegeben: 25.11.2005, 12:31 Uhr
- gültig von 25.11.2005, 12:35 Uhr bis 26.11.2005, 07:30 Uhr
- "Von Westen her lassen die Schneefälle vorübergehend etwas nach, nehmen aber am Nachmittag wieder zu. Bis in den Samstagmorgen hinein schneit es dann mit mäßiger bis starker Intensität weiter. Innerhalb von 12 Stunden im Warnzeitraum sind verbreitet Neuschneemengen von 10 bis 15 Zentimetern zu erwarten, stellenweise auch darüber. Auf Grund stürmischen Südwestwindes ist mit markanten Schneeverwehungen zu rechnen. - uwz/sl"
Es folgten weitere, der Wetterlage angepasste ROT-Warnungen für Starkschneefall für den Samstag und Sonntag.
Beispiel einer Warnkarte der Unwetterzentrale für Starkschneefall
In den Vor- und Akutwarntexten der Unwetterzentrale - z.B. für Starkschneefall - wurden außerdem folgende Hinweise zu Auswirkungen der Wetterlage und Verhaltensempfehlungen zusammen mit den Warntexten an die Kunden weitergegeben bzw. im Benutzerbereich der Unwetterzentrale veröffentlicht:
Auswirkungen:
- Der Straßen- und Schienenverkehr ist durch Neuschneeauflage stark beeinträchtigt.
- Vor allem Nebenstrecken können unpassierbar sein; besonders in freien Lagen kann es zu erheblichen Schneeverwehungen kommen.
- Besonders in der Übergangsjahreszeit erhöhte Schneebruchgefahr bei Nassschnee: Besonders belaubte Bäume können häufig umstürzen.
- Stromnetze, u.U. auch Telefonnetze können ausfallen.
Verhaltensempfehlungen:
- Vermeiden Sie Fahrten mit dem Auto; wenn unbedingt nötig, steigen Sie auf den öffentlichen Personennahverkehr um; stellen Sie sich dabei jedoch auf massive Verspätungen von Bussen und Bahnen, teils auch auf Totalausfall von öffentlichen Verkehrsmitteln ein.
- Schwerlastverkehr möglichst Räum- und Streufahrzeuge abwarten; Steigungsstrecken sind zu meiden.
- Schaffen Sie Platz für die Schneemengen, die durch die Räumfahrzeuge beiseite geschafft werden müssen; in Innenstädten können am Straßenrand abgestellte PKW von den Schneemassen zugeschoben werden.
- Vorsicht vor größeren Dachlawinen; besondere Gefahr für Personen sowie für in Hausnähe abgestellte PKW.
- Unvermeidliche Fahrten sollten nur mit Winterausrüstung, ggf. mit Schneeketten durchgeführt werden.
- Treffen Sie Vorkehrungen für den Fall, dass Sie mit dem Auto eingeschneit werden (keine Fahrten ohne Getränke, Lebensmittelvorräte, warme Kleidung sowie Mobiltelefon antreten).
Niederschlagsradarfilm von 25.11.2005, 1 Uhr bis 27.11.2005, 13 Uhr MEZ
Diese Animation zeigt, wie immer wieder kräftige Niederschlagsfelder über Nordrhein-Westfalen hinweg gezogen sind. So kam es zunächst vor allem in einem Streifen vom Niederrhein bis zum Münsterland zu teils kräftigem Niederschlag, der bei Temperaturen um den Gefrierpunkt von Regen in Nassschnee übergegangen ist. Im weiteren Verlauf verlagerte sich der Schwerpunkt des Schneefalls nach Süden und führte im Bergischen Land und im westlichen Sauerland für hochwinterliche Verhältnisse mit massiven Verkehrsbehinderungen.
Messwerte: Schneehöhen
Neuschneehöhen (24stündig) am Freitag, 25.11.2005 um 7 Uhr MEZ
Nachfolgend eine Auswahl einiger Messwerte:
- 32 cm - Breckerfeld-Wengeberg (440 m, Nordrhein-Westfalen)
- 26 cm - Burbach (450 m, Nordrhein-Westfalen)
- 23 cm - Driedorf (482 m, Hessen)
- 21 cm - Wipperfürth-Gardeweg (360 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Bad Berleburg Stünzel (610 m, Nordrhein-Westfalen)
- 19 cm - Dietzhölztal-Mandeln (376 m, Hessen)
- 19 cm - Lüdenscheid (387 m, Nordrhein-Westfalen)
- 19 cm - Reichshof-Eckenhagen (350 m, Nordrhein-Westfalen)
- 18 cm - Großenlüder-Kleinlüder (270 m, Hessen)
- 16 cm - Attendorn-Neulisternohl (311 m, Nordrhein-Westfalen)
- 16 cm - Hilgenroth (295 m, Rheinland-Pfalz)
- 15 cm - Waldbrunn-Lahr (280 m, Hessen)
- 15 cm - Kahler Asten (839 m, Nordrhein-Westfalen)
- 13 cm - Lissendorf (407 m, Rheinland-Pfalz)
- 13 cm - Eslohe (351 m, Nordrhein-Westfalen)
- 12 cm - Winterspelt (426 m, Rheinland-Pfalz)
- 11 cm - Hümmerich (352 m, Rheinland-Pfalz)
Neuschneehöhen (24stündig) am Samstag, 26.11.2005 um 7 Uhr MEZ
Nachfolgend eine Auswahl einiger Messwerte:
- 35 cm - Westerkappeln (92 m, Nordrhein-Westfalen)
- 30 cm - Bad Bentheim (50 m, Niedersachsen)
- 25 cm - Münster/Osnabrück (48 m, Nordrhein-Westfalen)
- 22 cm - Hoerstel (46 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Lienen-Kattenvenne (55 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Lüdinghausen-Brochtrup (59 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Rahden-Varl (42 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Bückeburg (70 m, Nordrhein-Westfalen)
- 19 cm - Lüdenscheid (387 m, Nordrhein-Westfalen)
- 18 cm - Remscheid (235 m, Nordrhein-Westfalen)
- 16 cm - Alfhausen (65 m, Niedersachsen)
- 16 cm - Kleve (46 m, Nordrhein-Westfalen)
- 16 cm - Breckerfeld-Wengeberg (440 m, Nordrhein-Westfalen)
- 15 cm - Steinfurt-Burgsteinfurt (64 m, Nordrhein-Westfalen)
- 15 cm - Reichshof-Eckenhagen (350 m, Nordrhein-Westfalen)
Neuschneehöhen (24stündig) am Sonntag, 27.11.2005 um 7 Uhr MEZ
Nachfolgend eine Auswahl einiger Messwerte:
- 21 cm - Reichshof-Eckenhagen (350 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Remscheid (235 m, Nordrhein-Westfalen)
- 13 cm - Steinfurt-Burgsteinfurt (64 m, Nordrhein-Westfalen)
- 12 cm - Solingen-Hohenscheid (154 m, Nordrhein-Westfalen)
Gesamtschneehöhen am Sonntag, 27.11.2005 um 7 Uhr MEZ
Nachfolgend eine Auswahl einiger Messwerte:
- 56 cm - Breckerfeld-Wengeberg (440 m, Nordrhein-Westfalen)
- 52 cm - Reichshof-Eckenhagen (350 m, Nordrhein-Westfalen)
- 41 cm - Remscheid (235 m, Nordrhein-Westfalen)
- 40 cm - Lüdenscheid (387 m, Nordrhein-Westfalen)
- 36 cm - Wipperfürth-Gardeweg (360 m, Nordrhein-Westfalen)
- 34 cm - Westerkappeln (92 m, Nordrhein-Westfalen)
- 34 cm - Bad Bentheim (50 m, Niedersachsen)
- 32 cm - Kahler Asten (839 m, Nordrhein-Westfalen)
- 30 cm - Driedorf (482 m, Nordrhein-Westfalen)
- 29 cm - Havixbeck-Tilbeck (83 m, Nordrhein-Westfalen)
- 28 cm - Steinfurt-Burgsteinfurt (64 m, Nordrhein-Westfalen)
- 28 cm - Burbach (413 m, Nordrhein-Westfalen)
- 27 cm - Bad Berleburg Stünzel (610 m, Nordrhein-Westfalen)
- 26 cm - Medebach-Schlossberg (785 m, Nordrhein-Westfalen)
- 25 cm - Rheine-Bentlage (40 m, Nordrhein-Westfalen)
- 23 cm - Wasserkuppe (921 m, Hessen)
- 22 cm - Solingen-Hohenscheid (154 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Essen (129 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Lienen-Kattenvenne (55 m, Nordrhein-Westfalen)
- 20 cm - Münster/Osnabrück (48 m, Nordrhein-Westfalen)
Niederschlagssummenkarte
Luftdruckanimation von 24.11.2005, 17 Uhr bis 25.11.2005, 16 Uhr MEZ
Diese beiden T-Online-Luftdruckanimationen verdeutlichen den Aufzug des Sturmtiefs sowie dessen Verlagerung gen Süden. An Hand der sehr großen Druckunterschiede auf engstem Raum wird die Dynamik in diesem Tief deutlich. Sehr schön ist auch die relativ langsame Verlagerung des Tiefzentrums zu sehen, welche dazu geführt hat, dass Sturm und Starkschneefall sehr lange anhalten und somit größere Gebiete längere Zeit beeinflussen konnten.
Luftdruckanimation von 25.11.2005, 18 Uhr bis 26.11.2005, 17 Uhr MEZ
Hier sehen Sie ein Beispiel des rasanten Luftdruckfalls am Beispiel der Messdaten der MeteoGroup-Wetterstation Borkum. Sie erreichte den tiefsten Druck in Deutschland bei diesem Ereignis. Die Vorhersagekarten verschiedener Wettercomputermodelle haben dieses Sturm- und Schneetief rechtzeitig angekündigt und den Meteorologen der MeteoGroup Unwetterzentrale Anlass dazu gaben, frühzeitig und zielsicher vor drohenden Sturmböen und enormen Schneemengen zu warnen.
Sturmfeldvorhersage
Auf Grund der Luftdruckgegensätze auf engem Raum, musste Wind für Ausgleich dieser Gegensätze sorgen und somit war in Nordrhein-Westfalen mit Sturmböen zu rechnen. Die Vorhersagemodelle hatten diese Entwicklung bereits einige Tage vor Eintreten des Ereignisses angedeutet, so dass 36 Stunden vor Einsetzen des Sturms Vorwarnungen und sechs bis zwölf Stunden vorher Akutwarnungen herausgegeben werden konnten.
Messwerte: Spitzenwindböen
Diese Karte zeigt die gemessenen Spitzenwindböen zwischen 7 und 13 Uhr MEZ des 25.11.2005.
Nachfolgend eine Auswahl an Messwerten (über 75 km/h), die während des gesamten Sturmereignisses, sprich etwa innerhalb eines 48stündigen Zeitraum vom 25. bis zum 26.11.2005, aufgetreten sind.
- 91 km/h - Bochum-Sundern (Bft. 10 - schwerer Sturm)
- 89 km/h - Issum (Bft. 10 - schwerer Sturm)
- 87 km/h - Eschweiler (Bft. 9 - Sturm)
- 87 km/h - Oerlinghausen (Bft. 9 - Sturm)
- 85 km/h - Kemnader See (Bft. 9 - Sturm)
- 83 km/h - Grevenbroich (Bft. 9 - Sturm)
- 81 km/h - Gelsenkirchen (Bft. 9 - Sturm)
- 81 km/h - Winterberg (HSK) (Bft. 9 - Sturm)
- 80 km/h - Castrop-Rauxel (Bft. 9 - Sturm)
- 80 km/h - Porta-Westfalica (Bft. 9 - Sturm)
- 78 km/h - Bielefeld (Bft. 9 - Sturm)
- 76 km/h - Hemer (Bft. 9 - Sturm)
- 76 km/h - Schleiden-Schöneseiffen (Bft. 9 - Sturm)
Schadensausmaß
Nachfolgend stehen Auszüge einer Meldung der dpa sowie Auszüge von Meldungen aus dem WDR-Videotext bezüglich der aufgetretenen Schäden für Sie bereit.
- Mindestens drei Menschen kamen in dem Schneechaos ums Leben. Tausende Menschen steckten stundenlang in Autos und Zügen fest oder mussten in Notunterkünften untergebracht werden. In der Eifel und im Sauerland sorgten schwere Schneeverwehungen für massive Verkehrsbehinderungen. Auf der A45 staute sich der Verkehr kilometerlang und tausende Menschen mussten durch das Rote Kreuz mit heißen Getränken und Decken versorgt werden. Auch auf vielen anderen Autobahnen (A3, A31, A33, A4, A5 u.a.) kam es zu kilometerlangen Staus durch querstehende LKWs und schwere Unfälle, teils waren die Verkehrsteilnehmer stundenlang eingeschneit und mussten notversorgt werden.
- In weiten Teilen des Münsterlandes ist die Stromversorgung zusammengebrochen. So waren mehr als 250.000 Menschen in 20 Gemeinden ohne Elektrizität.
- Zu chaotischen Bedingungen kam es zudem bei der Deutschen Bahn sowie im Flugverkehr (Frankfurt / Düsseldorf / Münster/Osnabrück). In Nordrhein-Westfalen waren insgesamt 31 Züge ausgefallen und 260 Züge mit zusammen knapp 117 Stunden verspätet.
- In den Kreisen Borken und Steinfurt wurde Katastrophenalarm ausgelöst, nachdem bis zu einem halben Meter Schnee gefallen war. Selbst vier Tage nach dem Schneeereignis waren einige Dörfer und Kleinstädte im Norden Nordrhein-Westfalens von der Notstromversorgung, die die Bundeswehr oder das Technische Hilfswerk bereitstellten, abhängig.
- Mehr als 1.200 Unfälle wurden allein am Freitagabend, den 25. November gezählt. Der Sachschaden beläuft sich allein durch die Verkehrsunfälle am 25. und 26.11. auf rund 3,16 Millionen Euro.
- Die wirtschaftlichen Schäden für die vom Stromausfall betroffenen münsterländischen Unternehmen liegen oberhalb von 100 Millionen Euro. Diese Schätzung hält die IHK Nordrhein-Westfalen für durchaus realistisch.
Fazit
Besonderheit dieser Wetterlage: Sehr langsame Verlagerung des Sturmtiefs mit anhaltenden Starkschneefällen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ein sehr milder Herbst sorgte für eine lange Vegetationsperiode, sodass der Nassschnee auf den oft noch belaubten Bäumen und Sträuchern zu massivem Schneebruch führte. Stürmischer Wind und nasser Schnee bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sorgten für das Vereisen von Stromleitungen, wobei sich eine mehrere Zentimeter dicke Eisschicht an den Leitungen festsetzte. Durch das zunehmende Gewicht und die starken Windböen kam es somit teilweise zum Zusammenbruch der Hochspannungsmasten.
Die Wetterentwicklung samt Sturm und heftiger Nassschneefälle war frühzeitig vorhersagbar, allerdings sind der Vorhersagbarkeit bei dieser Wetterlage Grenzen gesetzt, denn der Übergangsbereich zwischen Regen, Schneeregen und Nassschneefall lag sehr dicht beieinander. An Hand des dichten MeteoGroup-Wetterstationsnetzes konnte der Übergang des Niederschlages zwischen Regen und Schnee ziemlich genau lokalisiert werden. Allerdings konnte nicht vorhergesagt werden, ab wann der Zeitpunkt des Zusammenbruchs von Stromleitungen auf Grund von Vereisungsprozessen erfolgen würde. Hier sind die Stromversorger gefragt.
Für die Meteorologen der Unwetterzentrale war dennoch frühzeitig absehbar, dass die Kombination aus Nassschnee und Sturm zu massiven Beeinträchtigungen in der gesamten Infrastruktur führen würde (sehen Sie hierzu die Auswirkungen und Verhaltensmaßnahmen in den Warntexten mittig dieser Seite). Zeitnahe Aktualisierungen der Warnungen für Schnee und Sturm waren daher unumgänglich.
Diese Analyse wurde von Andreas Wagner und Stefan Laps, Meteorologen der Unwetterzentrale Deutschland, im November 2005 erstellt.
Quelle der Messwerte: Auswahl Messnetze MeteoGroup, DWD
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