Die OMEGA-Wetterlage
Abb. 1: Bodendruckverteilung in Europa am 08.05.2008 um 17 Uhr MESZ
Die in der Meteorologie so genannte Omega-Wetterlage zeichnet sich durch eine Konstellation der Druckgebilde vor allem in der mittleren und hohen Troposphäre aus, die in der Ausformung der Isobaren dem griechischen Buchstaben Omega ähnelt.
Hat sich diese Wetterlage erst einmal eingestellt, kann man davon ausgehen, dass sie einige Tage, unter Umständen sogar mehrere Wochen anhält und es in ihrem Einflussbereich dementsprechend zu länger andauernden Wetterlagen gleichen Witterungscharakters kommt. Dies muss natürlich nicht immer von Vorteil sein, denn die verschiedenen Interessensbereiche, mit denen wir es alltäglich zu tun haben, reagieren sehr unterschiedlich in Bezug auf die Auswirkungen dieser Wetterlage.
So kann diese Wetterlage je nach Lage der Druckgebilde regional unterschiedlich sowohl längere Trockenperioden oder Hitzewellen, andererseits aber auch längere nasse und kühle Witterungsabschnitte auslösen. Außerdem sind besonders die thermischen Auswirkungen jahreszeitenabhängig. Diese Wetterlage regeneriert sich oftmals selbst und hält sich im Gleichgewicht, so lange das Tiefdruckgebiet über dem Atlantik nicht an Intensität verliert und durch Warmluftadvektion an seiner Vorderseite somit weiterhin das Hochdruckgebiet stützen kann.
In diesem Beispiel möchten wir auf eine Omega-Wetterlage eingehen, die sich Anfang Mai 2008 einstellte und Mitteleuropa für einen längeren Zeitraum trockenes und verbreitet sonniges Wetter bescherte. In den Wetterkarten ist diese Wetterlage ganz eindeutig zu lokalisieren.
So wurde ein Hochdruckgebiet im Südwesten und Westen sowie im Osten und Südosten von Tiefdruckgebieten flankiert. Stellt sich diese Wetterlage über dem Nordatlantik ein, liegt Deutschland auf der nassen und kühlen Seite der aus dieser Konstellation der Druckgebilde resultierenden Strömung. Kommt die Omega-Wetterlage aber weiter ostwärts zu liegen, beispielsweise mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über der Nordsee und Skandinavien, dann kann es tage- und wochenlang zu trockenem Wetter kommen. Im Winter würde es in Mitteleuropa klirrend kalt und frostig werden, weil dann kalte kontinentale Luftmassen zu uns gelangen würden. Im Sommer ist dagegen häufig trockenes und angenehm warmes Wetter zu erwarten.
Abb. 2: Höhenwind im 500 hPa-Niveau am 08.05.2008 um 17 Uhr MESZ mit Markierung des griechischen Buchstaben "Omega"
In der zur Bodendruckkarte (Abb. 1) gehörenden mitteltroposphärischen Strömungskarte (hier in einem Level von rund 5500 Metern) haben wir die Strömungsrichtungen in dieser Omegastruktur hervorgehoben. Deutlich sieht man, wie die vom Atlantik heranströmenden Luftmassen um das Hochdruckgebiet herum geführt werden. Da dieses Hochdruckgebiet die Luftmassen der normalerweise über Mitteleuropa verlaufenden Westwindströmung abblockt, wird die mit dieser Wetterlage verbundene Sperrwirkung auch blocking-action nach Daniel F. Rex genannt.
Ein Teil der Strömung wird auf dem Atlantik nach Norden umgelenkt und beschert Island und Nordskandinavien oftmals nasses aber sehr mildes Wetter. Der andere Teil der vom Atlantik heranwehenden Luftmassen ist gezwungen, an der Südflanke des Hochs ostwärts auszuweichen und bringt dann den Balearen bzw. der westlichen Mittelmeerregion niederschlagsreiche Wetterlagen mit Unwetterpotenzial.
Abb. 3: Höhenwind im 850 hPa-Niveau am 08.05.2008 um 17 Uhr MESZ
Auf dieser Karte für das Höhenniveau von rund 1500 Metern sind nahezu ähnliche Strömungsmuster zu erkennen. In diesem Höhenniveau weht der Wind weitgehend schwach, gebietsweise ist es sogar windstill. Für die Betreiber von Windenergieanlagen sind solche windschwachen Wetterlagen genauso ungern gesehen wie für landwirtschaftliche Betriebe, die auf ausreichend Wasser für die Kulturen angewiesen sind.
Abb. 4: Wolkenbedeckungsgrad in Prozent am 08.05.2008 um 17 Uhr MESZ
Zu nennenswerten Niederschlägen ist es bei dieser Wetterlage in Deutschland jedoch nicht gekommen. Auf dieser Karte ist der Anteil der verschieden Wolkenarten zu sehen. Weite Teile Mitteleuropas sind wolkenlos oder nur gering bewölkt. Schauerwolken und ausgedehnte Regenwolkengebiete werden dagegen zum Balkan, nach Spanien, Marokko, Westfrankreich und nach Island sowie nach Nordskandinavien gelenkt.
Abb. 5: Modellvorhersage Niederschlagsmengen für einen 39stündigen Zeitraum bis zum 10.05.2008 um 5 Uhr MESZ
In dieser Niederschlagssummenkarte des hoch aufgelösten Wettermodells ECMWF wird die sehr unterschiedliche Ausbeute für Regen in Mitteleuropa sehr deutlich. Angezeigt sind hier die zu erwartenden Niederschlagssummen für einen Zeitraum von 39 Stunden. Diese Wetterlage sorgte über die Pfingstzeit zum Beispiel in Katalonien sowie auf Mallorca für außerordentlich nasses und kühles Wetter, während Deutschland sonniges und mäßig warmes Pfingstwetter widerfuhr.
Abb. 6: Satellitenfilm
Abschließend haben wir noch einen Satellitenfilm zur Veranschaulichung dieser eindrucksvollen Wetterlage für Sie. Die Bildabfolge ist dreistündig und zeigt die Bewegung der Wolken und eingelagerten Tiefdruckgebiete bzw. Tiefausläufer im Zeitraum vom 08.05.2008, 11 Uhr MESZ bis 10.05.2008, 11 Uhr MESZ eindrucksvoll.
Diese Analyse wurde von Andreas Wagner, Meteorologe der Unwetterzentrale Deutschland, im Mai 2008 erstellt.
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