Wetterextreme

Seit dem 01.01.2003 warnt die Unwetterzentrale von MeteoGroup präzise wie kein anderer Wetterdienst vor Unwettern in Deutschland.

Die Zahl der bewarnten Unwetter schwankt naturgemäß von Jahr zu Jahr. Vom Herbst bis zum Frühjahr sind Warnungen vor Niederschlägen unterschiedlichen Aggregatzustandes und Warnungen vor Sturm und Orkan in der Mehrzahl anzutreffen. Im Sommer kommt es neben Sturmereignissen hauptsächlich zu Warnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen und/oder Hagelschlag.

 

 

Stürmisch ist es nicht selten in Deutschland - aber es geht noch mehr
Im Bergland und an den Küsten von Nord- und Ostsee kommt es mehrheitlich zu Stürmen und Orkanen. Zum Glück haben wir es aber vergleichsweise selten auch im Flachland mit Sturm- und Orkanböen zu tun.


In der Spitze sind die höchsten Windgeschwindigkeiten seit Bestehen der UWZ in den Orkantiefs EMMA und KYRILL aufgetreten.


Bei Orkan EMMA haben wir Spitzenwindgeschwindigkeiten von 152 km/h in Chemnitz (Sachsen) und 146 km/h in Benediktbeuern/Kloster (Bayern) gemessen. Im Bergland meldeten die Stationen Konkordiahütte (Schweiz) 224 und der Wendelstein (Deutschland) 222 km/h. Orkantief KYRILL brachte ähnlich hohe Werte, konnte jene von EMMA aber nicht übertreffen.

Es sei an dieser Stelle aber auch an die Orkanserie VIVIAN und WIEBKE im Jahr 1990 erinnert und an den so genannten Weihnachtsorkan LOTHAR im Jahre 1999. Durch LOTHAR kam es zu enormen Schäden. Große Waldgebiete sind dem „Schnellläufer“, wie die Meteorologen zu diesem speziellen Orkantief sagen, zum Opfer gefallen. In Karlsruhe sind damals bis zu 152 km/h gemessen worden, in Saarbrücken 130 km/h. Auf dem Hohentwiel im Hegau sogar 272 km/h. Die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern waren in Deutschland besonders betroffen.

Offiziell anerkannt wurde nun, nach ausführlichen Forschungen und Untersuchungen, die höchste Windgeschwindigkeit der Erde und diese wurde innerhalb eines Taifuns an der Westküste Australiens registriert. Hier wurde mit 408 km/h im April 1996 ein neuer Weltrekord aufgestellt. Die stärkste Böe in Deutschland wurde im Juni 1985 auf der 2960 Meter hohen Zugspitze mit 335 km/h registriert.

 

 

Selbst intensivster Regen in Deutschland ist harmloser Alltag im indischen Cherrapunjee
Hohe Regenmengen in Deutschland können sowohl in Gewitterniederschlägen als auch im Bereich okkludierender Fronten oder stationärer Luftmassengrenzen auftreten. Seit Bestehen der UWZ steht der Gewitterregen in Dortmund im Juli 2008 an der Spitze. Er ist in seiner Intensität kaum mit anderen Starkregenereignissen Deutschlands zu vergleichen. 203 l/qm haben wir an unserer Wetterstation Dortmund-Uni in nur 3 Stunden gemessen. Im August 2006 wurden an der Berliner Station Tegel bis zu 126,5 l/qm binnen 2 Stunden gemessen.

Über einen längeren Zeitraum, z.B. über 24 Stunden, wurden am 12./13.08.2002 insgesamt 312 l/qm in Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) und knapp 240 l/qm in Altenberg/Erzgebirge (Sachsen) gemessen. Diese traten im Vorfeld der Elbeflutkatastrophe auf. Aufgrund der Elbeflut  kam es im Erzgebirge und entlang der Elbe zu katastrophalen Schäden, Toten und Verletzen.


Relativ harmlos muten die oben genannten Niederschlagsmengen an, wenn man sich die Extremregenmengen am vermutlich regenreichsten Ort der Erde anschaut. So werden Jahr für Jahr aus dem indischen Cherrapunjee Regenmengen gemeldet, die für unsere mitteleuropäischen Verhältnisse absolut unvorstellbar sind. Dort, auf einem Hochplateau in rund 1300 Metern Höhe, stauen sich die Regenwolken in der Monsunzeit und bringen oftmals täglich 100 bis 500 l/qm – wohlgemerkt binnen 24 Stunden! Sensationelle 1.563 l/qm sind dort der bisherige Rekord über einen 24stündigen Zeitraum.

Abgesehen vom gesamthaft nassesten Ort der Erde sollen in Cilaos auf La Réunion im März 1952 sogar 1.870 l/qm gefallen sein.
Dies ist eine Menge, die das Doppelte dessen entspricht, was man beispielsweise im nordrhein-westfälischen Essen innerhalb von 2 Jahren an Regen zu erwarten hat. Und Essen ist bei weitem nicht der trockenste Ort in Deutschland. Doch damit nicht genug: Während Essen im Durchschnitt der Jahre im Juli rund 80 l/qm zu erwarten hat, liegt die Spitze der Regenmenge für den Monat Juli (dann erreicht der Südwestmonsun in Indien seinen Höhepunkt) bei 8.204 l/qm in Cherrapunjee. Also mehr als 100 mal soviel wie in Essen.



26 Meter hohe Wassersäule pro Quadratmeter
Noch spektakulärer sind allerdings die Jahresregenmengen in Cherrapunjee: Im Durchschnitt der Jahre kann man dort mit 11.931 l/qm rechnen, dies ist umso erstaunlicher wenn man bedenkt, dass es dort während der Wintermonate nicht selten über mehrere Wochen gänzlich trocken bleibt.

Bevor der Spitzenwert in Cherrapunjee verraten wird, sei noch einmal auf die hiesigen Verhältnisse hingewiesen: Die Jahresdurchschnittsmenge in Essen beträgt: 935 l/qm. Rund um Leipzig regnet es etwa 512 Liter, im Raum Erfurt um 500 Liter pro Jahr. Am wahrscheinlich nassesten Ort der Erde beträgt der 1974 gemessene Spitzenwert sage und schreibe 24.555 l/qm. In der Zeit vom 01.08.1860 bis 31.07.1861 sollen sogar 26.461 l/qm gemessen worden sein. Würde das Regenwasser nicht abfließen bzw. verdunsten, dann würde der Niederschlag 26,46 Meter hoch auf der Straße stehen.

 

 

Temperaturspanne von bis zu 146,5°C
Die höchste bisher gemessene Temperatur haben wir an unserer Station im Saarländischen Perl-Nennig im Rekordsommer 2003 am 08.08.2003 mit 40,3°C gemessen. Die tiefste Temperatur haben wir am Extremstandort Funtensee (Hochtal im Berchtesgadener Land) an unserer Station am 24.12.2001 mit -45,9°C registriert. Hier kann sich über frisch gefallenem Schnee in dem unbewohnten Hochtal extreme Kälte ansammeln. Erklären lässt sich dieser extreme Wert durch die besondere Lage des Sees. Er ist von Bergen umschlossen und liegt in einer Mulde. Im Winter können die Strahlen der tief stehenden Sonne hier kaum eindringen. In klaren Nächten strahlt die Restwärme ab. Da die kalte Luft nicht abfließen kann, bildet sich ein Kaltluftsee.

Die weltweit höchste Temperatur wurde bisher mit 57,3 Grad in El Asisija, Libyen gemessen (im Jahre 1923), die tiefste jemals gemessene Temperatur beträgt
-89,2°C aus dem Jahre 1983. (Vostok/Antarktis)

 

Dieser Bericht wurde von Andreas Wagner, Meteorologe der MeteoGroup Unwetterzentrale, im August 2009 erstellt.

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